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Paris

le 18 mai 1861.

Geehrter Herr Professor

Am 4ten November des vorigen Jahres sendete ich an Sie eine Zungenpfeife und einen Blasebalg zum Reguliren des Luftdruckes, habe jedoch noch immer nicht erfahren ob die Sachen gut in Ihre Hände gekommen sind. Ich würde Ihnen schon früher geschrieben haben, doch beschäftigte ich mich mit der Ausführung Ihres Apparates für Untersuchungen der Klangfarben und da ich Ihnen das Resultat mitzutheilen wünschte, jedoch oft die Arbeit auszusetzen gezwungen war, so blieb auch mein Schreiben. Seit einiger Zeit nun ist der Apparat fertig und ich bedauerte daher um so mehr nicht die Ehre Ihres Besuches gehabt zu haben, als Sie durch Paris gekommen sind, als ich Ihnen denselben natürlich sehr gern gezeigt hätte um mich von Ihnen über die nöthigen Verbesserungen oder Abänderungen an demselben belehren zu lassen. Die Gabeln klingen alle gut bei offenen Resonanzröhren, sind nur sehr wenig zu hören, wenn dieselben geschlossen sind, man kann auch die Stärke jedes Tones bequem durch die Tasten reguliren, doch in der wenigen Zeit, welche ich auf die Experimente verwenden konnte gelang mir die Hervorbringung der Vokale nur sehr unvollständig. Da es aber schon sehr interessant war zu zeigen, wie gänzlich der Klang geändert wird, wenn man einen der (?) Töne mehr oder weniger hervortreten läßt, so lieh ich den Apparat der Sorbonne und machte dort einige solche Experimente im Cursus des Herren Professor (Déhaint?).

Schon vor längerer Zeit schrieben Sie mir, daß Sie Ihre akustischen Arbeiten gesammt herausgeben wollten, sollten dieselben nun schon erschienen sein, so würde es mich sehr freuen, wenn Sie in Ihrem (?) nächsten Schreiben mir dieses mittheilen möchten.

Mit größter Hochachtung
Ihr ergebenster
Rudolph Koenig